Vor seinem ersten Bundesligaspiel seit zehn Jahren wirkte Christian Gross ein wenig mürrisch, aber entschlossen. Er sei hart in der Sache, wisse aber, was im Abstiegskampf zu tun sei. „Ich muss zusprechen, sie unterstützen und natürlich in erster Linie loben“, betonte Schalkes neuer Trainer vor dem Anpfiff. Kein leichter Job nach dem 0:3 (0:1) bei Hertha BSC.
„Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, dann sind wir nicht wettbewerbsfähig. Ich weiß selber nicht genau, was wir machen müssen. Die Verantwortlichen müssen auf dem Transfermarkt tätig werden. Wir brauchen Spieler, die uns jetzt sofort weiterhelfen. Kolasinac ist ein erster guter Schritt“, richtete Schalkes Stürmer Mark Uth nach dem Spiel deutliche Worte an die sportliche Leitung.
Dabei startete Schalke im ersten Spiel unter dem vierten Trainer in dieser Spielzeit mutig in die Partie, bestimmte das Tempo, wirkte sicherer in den Kombinationen. Im Sturm schenkte Gross dem jungen Matthew Hoppe das Vertrauen. Dessen Schuss nahm nach 22 Minuten eine komische Flugkurve und zwang Berlins Torwart Alexander Schwolow zu einer Rettungstat. Im direkten Gegenzug rettete der andere Keeper, Ralf Fährmann, gegen Dodi Lukebakio.
Die Gastgeber fanden von nun an besser in die Partie. Zuletzt hatte Carsten Schmidt eindringlich eine verbesserte Spielweise gefordert. Dementsprechend dürfte sich der vorsitzende Geschäftsführer der Hertha über den feinen Schlenzer von Matteo Guendouzi zum 1:0 gefreut haben (38. Minute).
Es passt zur Schalker Saison, dass Mark Uth kurz zuvor allein vor dem Tor an Schwolow gescheitert war. Kurz nach der Halbzeit wusste Gross dann endgültig, worauf er sich bei seiner Mission mit den Königsblauen eingelassen hat. Nach 52 Minuten musste der 66-jährige Schweizer mitansehen, wie Jhon Corodoba nach einem Pass in den Rücken der Schalker Abwehr zum 2:0 einschieben durfte. Die Königsblauen waren in allen Belangen unterlegen und offenbarten auch beim dritten Tor der Berliner durch Krzystof Piatek (80.) defensive Schwächen.
Schalke ist seit 351 Tagen ohne Bundesliga-Sieg
„Es fehlt die Effizienz. Wir müssen effizienter vor dem Tor werden, denn wir werden auch in Zukunft nicht viele Chancen haben“, sagte Gross nach dem Abpfiff. Angesprochen auf die deutliche Forderung seines Stürmers Uth nach neuen Spielern verwies der Trainer auf die Emotionalität so kurz nach der Niederlage und formulierte den Wunsch etwas diplomatischer.
„Grundsätzlich brauchen wir mehr Torgefahr auf den Außenpositionen. Jochen Schneider ist Tag und Nacht unterwegs. Er versucht das Unmögliche, weil einfach finanzielle Engpässe da sind. Ich hoffe, dass wir noch den ein oder anderen Spieler mit einer starken Persönlichkeit bekommen“, sagte Gross.
Am Ende blieb nur Gross’ frommer Wunsch: Er appelliere an den Ehrgeiz jedes Einzelnen. Zum ewigen Negativ-Rekord von Tasmania Berlin fehlt Schalke allerdings nur noch ein weiteres siegloses Spiel.
Im Kalenderjahr 2020 holte Schalke nur 13 von 90 möglichen Punkten – schon das ist ein historischer Minusrekord. Der letzte Sieg des Teams datiert vom 17. Januar 2020 (2:1 gegen Borussia Mönchengladbach). Nach der Niederlage in Berlin sind die Schalker 351 Tage ohne Bundesliga-Sieg.
Noch nie war eine Bundesliga-Mannschaft so lange sieglos – jedenfalls nicht, ohne zwischendrin abgestiegen zu sein! Tasmania Berlin wartete 1965/66 „nur“ 280 Tage auf einen Bundesliga-Sieg. Am kommenden Samstag empfängt Schalke die TSG Hoffenheim.
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