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Irdische Hilfe für einen himmlischen Altar - Sächsische Zeitung

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Lommatzsch. Sie ist nicht nur das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt mit ihren drei charakteristischen Türmen - die Lommatzscher St.-Wenzel-Kirche. Sie ist vor allem eines: groß. Manche sagen auch: viel zu groß. So wie Pfarrer Dietmar Saft, der sich mit seiner Frau Ute die Pfarrstelle in Lommatzsch teilt. "Als die Kirche gebaut wurde, war die Gegend sehr wohlhabend. Das wollte man auch an der Größe der Kirche zeigen",  so der Pfarrer. 

Einst fanden in der Kirche bis zu 1.400 Leute Platz, heute sind es noch etwa 1.000. Doch die Größe hat auch manchen Vorteil. Einer davon ist der Altar. "Er stellt nicht wie sonst üblich eine Kreuzigungsszene dar, sondern ist ein Himmelfahrtsaltar. Einen solchen Altar zu bauen, war nur möglich wegen der Größe der Kirche", sagt der Pfarrer.  

Alten Altar einfach abgerissen

1514 wurde die heutige Kirche eingeweiht, der Himmelfahrtsaltar aber erst exakt 200 Jahre später eingebaut. "Zuvor gab es hier einen Marienaltar. Dieser passte aber nicht in eine evangelische Kirche. Der Altar wurde abgerissen und einfach weggeschmissen. So etwas wäre heute undenkbar", so Dietmar Saft.  Und so wurde der spätgotische Altar  durch einen Barockaltar  ersetzt. Der sächsische Hofbildhauer Paul Heermann (1673-1732) schuf diesen mit einem der seltenen Altarbilder der "Himmelfahrt Christi". Heermann, ein Schüler von Balthasar Permoser, arbeitete zum Beispiel auch am Dresdner Zwinger, am Moritzburger Fasanenschlösschen oder an der Treppenanlage von Schloss Troja in Prag.

Doch nun ist auch der "neue" Altar in die Jahre gekommen. Eine Restaurierung war  schon  lange geplant. Doch sie scheiterte an den Kosten. Rund 125.000 Euro sind dafür veranschlagt. "Die tatsächlichen Kosten kennen wir erst, wenn die Restaurierung abgeschlossen ist", so der Pfarrer. Doch jetzt soll es losgehen. Das Gerüst wird aufgebaut, am Montag rücken die Restauratoren an. Möglich ist dies unter anderem durch eine Spende der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Meißen. Diese steuern für die Restaurationsarbeiten 30.000 Euro bei.  Sozusagen irdische Hilfe für einen himmlischen Altar. 

Das Geld wird benötigt,  um den Altar zu sichern, zu reinigen, zu festigen und die Bilder zu retuschieren. "Wir unterstützen das Projekt gemeinsam mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und freuen uns, den Reichtum an dem baulichen Erbe mit seinen einzigartigen Ausstattungen für heutige und künftige Generationen erhalten zu können", so Daniel Höhn, Vorstandsmitglied der Sparkasse Meißen.

Die Gerüste werden gerade aufgebaut. Ab kommender Woche sollen die Restaurationsarbeiten am Himmelfahrtsaltar der Lommatzscher St.-Wenzel-Kirche beginnen.
Die Gerüste werden gerade aufgebaut. Ab kommender Woche sollen die Restaurationsarbeiten am Himmelfahrtsaltar der Lommatzscher St.-Wenzel-Kirche beginnen. © Claudia Hübschmann

"Ohne Untersützung wäre dieses Projekt nicht möglich. Unsere Kirchgemeinde ist viel zu klein,  um diese Arbeiten zu finanzieren", so Pfarrer Dietmar Saft.  Durch die Restaurierung solle der Urfassung des Altars möglichst nahe gekommen werden. Für die Arbeiten ist etwa ein Jahr veranschlagt. Dennoch sollen in dieser Zeit in der Kirche Gottesdienste, die Christvesper und andere Veranstaltungen stattfinden. "Die größten Einschränkungen gibt es nicht durch die Restaurationsarbeiten, sondern durch Corona", so Dietmar Saft. So dürfen derzeit in jeder Sitzreihe nur drei Personen Platz  nehmen, um die notwendigen Abstände einzuhalten. Das bedeutet, dass im Kirchenschiff nur 52 Gottesdienstbesucher erlaubt sind.  Allerdings dürfen Familien enger zusammensitzen.

Christvesper mit Mundschutz?

Auch wenn sich die Vorschriften zu Corona nahezu täglich ändern, macht sich der Pfarrer Gedanken um Weihnachten. "Derzeit üben wir ein Krippenspiel ein. Ich hoffe, dass wir es auch aufführen können", sagt er. Möglicherweise müsse zu Weihnachten auch das Hygienekonzept geändert werden. Christvesper also mit Mundschutz? "Das ist nicht das, was ich möchte. Vor allem Singen unter Mundschutz ist ja nahezu unmöglich", sagt er. Und so bleibt vorerst die Hoffnung auf ein Abflauen der Infektionszahlen und Lockerungen der Hygienebestimmungen.  

Wenn der Altar fertig ist, bleibt aber immer noch viel Arbeit. Auch die Kanzel müsste beispielsweise restauriert werden, doch hier gab es noch nicht einmal Voruntersuchungen.  Ein großer Brocken ist die Fassade. Die wurde schon einmal saniert. "Das passierte zu einer Zeit, als Zement noch als das Allheilmittel in der Bauindustrie galt. Zement tut dem Sandstein aber gar nicht gut", sagt der Pfarrer. Er wird auch künftig noch genügend Kraft in die Sanierung des Lommatzscher Wahrzeichens setzen müssen. 

Weiterführende Artikel

Der Pfarrer ist ein Ehepaar
  • Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung ist ein Gemeinschaftswerk aller Mitgliedssparkassen des Ostdeutschen Sparkassenverbundes in Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.
  • Rund 2.200 Projekte wurden bisher gefördert. Dafür standen nahezu 95 Millionen Euro aus Vermögenserträgen, dem Zweckertrag des PS-Lotteriesparens sowie projektbezogenen Zusatzspenden der Sparkassen und ihrer Verbundunternehmen zur Verfügung.
  • Davon wurde allein im Freistaat Sachsen für 805 Projekte eine Gesamtsumme von 38 Millionen Euro bereitgestellt. 
  • Die Sparkassenorganisation ist der größte nichtstaatliche Kulturförderer in Deutschland.
  • (Quelle: Sparkasse Meißen)

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September 08, 2020 at 10:00PM
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