Starcellist Ma: Der Streichelstreicher - DER SPIEGEL

Yo-Yo Ma kennt das Rampenlicht, seit er ein Junge ist: Mit seinem neuen Album will der Cellist in der Pandemie seine Hörer trösten.

Künstler Ma: »Jetzt ist der Winter da« — **Künstler Ma:** »Jetzt ist der Winter da«
Foto: Adrián Monroy / Getty Images

Am Anfang peitschen die Wellen, und der Wind rauscht. Die ersten Sekunden der »Songs of Comfort and Hope« klingen nach dem Gegenteil des Titels. Als befände man sich als Hörer des Albums gleich mitten im Sturm. Doch mit der Zeit, ganz sacht, tritt Yo-Yo Mas Cello an die Stelle des Sturms.

»Die Aufgabe eines Musikers«, sagt Yo-Yo Ma, »besteht darin, auf Nöte zu reagieren.«

Der 65-jährige Ma, einer der berühmtesten Cellisten der Welt, sitzt in seinem Homeoffice in Cambridge, Massachusetts, lächelt in die Computerkamera und erzählt etwas, das man zuletzt eher selten gehört hat: dass er einen Jetlag habe. Ma ist gerade aus Taiwan zurück, wo es weniger Covid-19-Fälle gebe als im Weißen Haus, scherzt er. Er hat dort vor vielen Menschen live gespielt und sich dann in Quarantäne begeben. »Surreal.«

Berühmt ist Ma nicht nur für sein Spiel, sondern auch für sein Engagement und seine Vielschichtigkeit. Er besitzt 19 Grammys und die »Presidential Medal of Freedom«, eine der höchsten Auszeichnungen der USA. Er hat barocke Spielweisen gelernt, hat Johann Sebastian Bach vor mehr als 17.000 Leuten in der Hollywood Bowl gegeben, hat zusammen mit Jazz-, Reggae- oder Bluegrass-Musikern gespielt und in dem von ihm gegründeten Silk Road Ensemble mit Musikerinnen und Musikern aus der ganzen Welt. »Ein neues Stück zu lernen«, hat er einmal gesagt, »ist, wie sich von einem Ort an einen anderen zu bewegen.«

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