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Letizia von Spanien wird 50: Könnerin, Kämpferin, Königin - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der Geburtstag findet im offiziellen Kalender des spanischen Königshauses keine Er­wähnung. Königin Letizia wird am Donnerstag 50 Jahre alt. Solche Feiern sind für das spanische Königspaar eine Privatangelegenheit; auch König Felipe VI. hielt es bei seinem 50. Geburtstag so. Letizia versteht sich als eine arbeitende Königin mit dem Recht auf ein eigenes Leben, fernab der Kameras der Paparazzi. So geht sie manchmal selbst im Carrefour-Supermarkt in der Nähe des Zarzuela-Palasts einkaufen. „Was machst du da“, fragte eine Kundin sie er­staunt und neugierig. „Tomaten kaufen, genau, wie du“, antwortete die Monarchin schlagfertig, wie die Zeitung „El País“ be­richtete.

Die gesunde Ernährung ihrer Familie ist ihr wichtig. Ihre Gesprächspartner berichten immer wieder, dass die frühere Journalistin sie bald danach gefragt habe, wie sie sich denn ernährten. Gesundheit ist neben Bildung eines der wichtigsten Themen, für die sie sich von Anfang an engagierte. Am Tag nach ihrem Geburtstag ist sie in Ma­drid Ehrengast des Benefizkonzerts der spanischen Gesellschaft für Krebsforschung.

Eine Feministin, eine Modeikone, ein Rätsel?

Mehr als 3000 öffentliche Auftritte hatte Letizia Ortiz Rocasolano, seit sie vor 18 Jahren Mitglied der königlichen Familie wurde – die geschiedene Tochter einer Kran­kenschwester und Enkelin eines Taxifahrers. Seit acht Jahren ist die Bürgerliche spanische Königin. Sie brauchte Zeit, um sich an Felipes Seite zu emanzipieren und ihre eigene Rolle zu finden. Kurz vor ihrem 50. Geburtstag wirkt sie mit sich im Reinen. „Ihr Stil ist der einer feministischen Kö­nigin, die genau dort ist, wo sie sein will“, schreibt die Zeitschrift „Hola“, gut hundertmal war Letizia bei „Hola“ schon die Titelgeschichte.

„Perfektionismus“ ist ein Begriff, der in fast allen Berichten über sie auftaucht und nicht nur anerkennend gemeint ist: Zu perfekt sei die Königin, sie versuche alles bis ins letzte Detail zu kontrollieren, lautet ein sanfter Vorwurf. Das mache sie unnahbar, manche sprechen sogar von Kälte. Mit „Das Rätsel Letizia“ hat das Wochenendmagazin von El País seine Hommage zum Geburtstag überschrieben, mit dem Untertitel: „Von Beruf Königin“. Anderswo nennt man sie „die Unbekannte“ und „das Geheimnis“.

Auch im Ausland wird sie gern auf eine Modeikone reduziert, als wäre sie vor allem Influencerin und Markenbotschafterin für einheimische Produzenten wie Zara und Mango. Zusammen mit ihrer Stylistin, die seit Jahren für sie arbeitet, hat sie für sich und ihre Töchter einen eigenen Stil gefunden. Was sie und Kronprinzessin Leonor tragen, ist am nächsten Tag oft bei den spanischen Modeketten ausverkauft. Schon vor der Corona-Pandemie zeigte sie sich sparsam. Sie trägt ihre Kleider mehr als einmal, was in Königshäusern nicht selbstverständlich ist. Vor wenigen Monaten zeigte sie sich sogar in einem Valentino-Modell ihrer Schwiegermutter.

Eine selbstbestimmte Monarchin

Der ehemaligen Fernsehmoderatorin geht es jedoch um andere Akzente. Seit ih­rer Hochzeit vor 18 Jahren kämpfte sie da­rum, eine eigene Stimme und eigene Themen zu haben. Sie wollte nicht bei öffent­lichen Auftritten schweigen, wie das ihre Schwiegermutter Sofía jahrzehntelang tat. Letizia setzte durch, dass sie ihre kurzen Re­den selbst schreibt. Sie will nicht nur re­präsentieren. Deshalb waren die ersten Jah­re als Prinzessin von Asturien besonders hart für sie. Die königliche Familie, die manche als dysfunktional beschreiben, be­gegnete ihr reserviert, man schirmte sie ab, sie durfte nichts machen. In einer unauto­risierten Biographie aus dem Jahr 2020 kommt eine frühere Professorin zu Wort, die sie mit einem „wunderschönen Vogel in einem Käfig“ vergleicht, aber auch einen Führertyp nennt. Seelisch kam Letizia an ihre Grenzen. In der Presse ist von zwei Fehlgeburten und einer schweren Ehekrise die Rede. Ihr Cousin David Rocasolano schrieb ein vernichtendes Buch über sie, ihre jüngere Schwester nahm sich das Leben.

Letizia kämpfte sich durch und erfand sich neu – als Mutter und seit 2014 als Königin. Zusammen mit Felipe arbeitet sie mit fast preußisch wirkender Disziplin da­ran, die spanische Monarchie zu modernisieren und vor dem Abgrund zu bewahren, an den sie Juan Carlos mit seinen Affären und Korruptionsvorwürfen gebracht hatte. Die jungen Bourbonen wollen sich für Spanien als nützlich erweisen: Als eine unbescholtene moderne Familie, die hart arbeitet und deren Kinder fleißig lernen. Gleichzeitig versucht sie, sich und ihren Töchtern so viel Privatleben zu bewahren, wie es nur möglich ist. Am Wochenende geht Letizia angeblich gern ins Kino, mit oder ohne Felipe. Der sommerliche Familienurlaub ist bis heute ein Staatsgeheimnis.

Die Journalistin ist geblieben

Die Biographie von 2020 zeichnet je­doch das Porträt einer ängstlichen Königin, die um jeden Preis das Bild kontrollieren will, das die Öffentlichkeit von ihr hat. We­gen eines Fotos der Töchter legte sie sich sogar einmal in der Kathedrale von Palma mit ihrer Schwiegermutter an. Jeden Morgen soll sie das Dossier, das alles enthält, was über sie veröffentlicht wird, regelrecht verschlingen.

Bei der Nach- und noch mehr bei der Vorbereitung ist sie Kommunikationsprofi und Journalistin geblieben. Ihre Ge­sprächs­partner spricht sie mit dem Namen an. Sie recherchiert selbst, überrascht auf ihren Reisen Diplomaten und Beamte mit ihren Fachkenntnissen, wie zuletzt im Juni auf ihrer Reise nach Mauretanien. Nach Afrika reiste sie für die spanische Entwicklungshilfe, von wo sie fasziniert und voller Tatendrang zurückkehrte.

Nicht nur spanische Entwicklungshelfer waren von ihr angetan. Letizia sei „zum wichtigsten Aktivposten der Monarchie ge­worden, und zwar so sehr, dass die derzei­tige Beliebtheit der königlichen Familie ihr zu verdanken ist“, meint Pilar Eyre in der Illustrierten „Lecturas“. Felipe erkenne das ohne Probleme und ohne Komplexe an, sagt die Kennerin des Königshauses. Die Königin selbst übte sich vor ihrem Geburtstag in Understatement: Fünfzig sei „eine schöne Zahl, um zu versuchen, die Dinge gut zu machen“.

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