Bushido, der als Zeuge und Nebenkläger auftritt, sagte an 25 Verhandlungstagen aus.Bild: imago images/Olaf Wagner
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15.12.2021, 15:19
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Nach einer langen Unterbrechung ging es am Montag mit dem 53. Prozesstag gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder weiter. Ende Oktober fand der vorherige Verhandlungstag statt. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Bushido und Anna-Maria Ferchichi wurden Eltern von Drillingen, die Amazon-Prime-Doku "Unzensiert – Bushido's Wahrheit" ging an den Start und der Rapper wurde wegen Verdachts auf Brandstiftung angeklagt. Zudem kam es zu einem Vergleich mit Arafat wegen einer Wohnanlage in Rüdersdorf, der noch widerrufen werden kann.
Im Prozess vor dem Berliner Landgericht sagte zuletzt AK Ausserkontrolle aus. Er erklärte, er habe Arafat und den "Ronin"-Interpreten als Freunde erlebt. "Für mich war ihr Verhältnis freundschaftlich, ich habe nichts Negatives gespürt", so der 39-Jährige. Er habe 2017 einen Vertrag unterschrieben. "Aus meiner Sicht mit beiden", fügte er hinzu. Über die Zusammenarbeit sagte er: "Man hat mich eineinhalb Jahre hingehalten." Bushido habe nur an seine eigene Karriere gedacht.
Im Streit zwischen den beiden sei er neutral, doch er sei vor allem von Bushido "sehr enttäuscht", gab er an. Zu der entscheidenden, prozessrelevanten Frage, die sich um den mutmaßlichen Vorfall am 18. Januar 2018 bezog, konnte AK keine Auskunft geben. Zur Erinnerung: An diesem Tag soll es zu Straftaten gegen Bushido gekommen sein. Dabei handelt es sich um versuchte schwere räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung. Dies gilt es nun weiter zu klären.
Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen auflösen wollte. Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert, heißt es in der Anklageschrift. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.
Am Montagmorgen wurde Anna-Maria Ferchichi in den Zeugenstand gerufen und setzte ihre Zeugenaussage fort, die aufgrund von Komplikationen in der Schwangerschaft unterbrochen wurde. Ganz in Schwarz gekleidet betrat sie den Saal. Als der Vorsitzende Richter sie fragte, wie es ihr gehe, antwortete sie: "Ich bin ein bisschen müde, aber gut." Sie wurde zu einem Treffen mit einem damals guten Freund befragt, das sich vor drei Jahren abgespielt haben soll. "Er kam rein, war aufgeregt, nervös." Der Grund laut Anna-Maria: Ihm soll zugetragen worden sein, dass etwas Großes geplant sei. "Uns wurde klar, dass es nicht ruhig bleiben wird. Ich hatte Angst, ich wusste, wir schaffen das nicht alleine", so die Frau von Bushido.
Um was es sich dabei genau gehandelt haben soll, konnte sie nicht konkret benennen. Ihr Mann habe zu dem Zeitpunkt nicht gewollt, dass die Polizei eingeschaltet wird, die 40-Jährige sah das jedoch anders: "Ich habe mir Schutz erhofft, ich habe meine Bedenken geäußert. Es hieß, es soll was passieren." An Polizeischutz habe sie damals allerdings nicht gedacht, betonte sie. Nachdem ihr die Nachricht zugetragen wurde, dass etwas im Gange sei, habe sie gezittert. "Ich hatte ein schlechtes Gefühl im Bauch, er ist so niederträchtig und macht das", sagte sie in Richtung Arafat. Nachdem ihr gemeinsamer Freund davon erzählt haben soll, habe sie noch sehr lange Kontakt zu ihm gehabt. "Mein Mann kann es absolut nicht verstehen. Er hat sich Sorgen gemacht als Freund", sagte die achtfache Mutter.
Anna-Maria im Bushido-Prozess über ihre Angst, erschossen zu werden
Als die Verteidigung Nachfragen an Anna-Maria hatte, wurde es lauter im Saal. Mehrere sprachen durcheinander. "Jetzt ist aber hier mal Ruhe", polterte der Vorsitzende Richter. Er hakte noch mal nach, was denn Großes passieren solle. Das ganze Jahr 2018 sei für sie schwer gewesen. Sie berichtete von bedrohlichen Treffen. "Es war kein einziges Treffen schön und friedlich. Ich bin davon ausgegangen, dass auf mich oder meinen Mann geschossen wird. Ich kenne die Person, ich weiß, wie rachsüchtig sie ist."
Der Entschluss, dass sie ohne das Wissen von Bushido kurz nach dem 18. Januar zur Polizei ging, sei erfolgt, weil der Rapper dagegen gewesen wäre, die Beamten einzuschalten. Nach dem angeblichen Vorfall im Januar habe er angefangen zu weinen. "Er war so mitgenommen." Daraufhin habe sie ihn mit einem Freund in den Urlaub geschickt und sich dann bei der Polizei gemeldet. Für die Schwester von Sarah Connor war klar: "Ich brauchte Hilfe, wir standen allein da." Ihren Mann habe sie zu dieser Zeit als sehr schwach erlebt, sodass sie dann die Verhandlungen mit Arafat übernommen habe. Als Bushido erfahren hätte, dass sie mit der Polizei gesprochen habe, soll er so reagiert haben: "Er meinte: 'Das kann doch nicht dein Ernst sein?'" Geantwortet habe sie: "Wir schaffen das nicht ohne Polizei." Bushido sei damals wie Wachs, wie ein "Kaugummi" gewesen und "nicht fähig, sich diesem Mann zu stellen".
Zeuge widerspricht Anna-Marias Aussage
Nach einer Unterbrechung wurde schließlich der zweite Zeuge hereingerufen, der mit seiner angeblichen Aussage letztlich dafür gesorgt habe, dass die Familie unter Polizeischutz stehe. Der 30-Jährige meinte, dass ihm gesagt wurde, dass etwas Großes passieren könnte, dies habe er Bushido mitgeteilt. An ein Gespräch mit Anna-Maria über diesen Vorfall könne er sich nicht erinnern. Er habe laut seiner Aussage mit dem Rapper gesprochen. Zudem habe er es auch nicht erzählt, um eine Warnung auszusprechen, sondern habe die Aussage lediglich als Ratschlag verstanden. Er selbst habe es nicht ernst genommen. "Ich bin unparteiisch, ich habe mit beiden kein Problem, ist nicht meine Sache", so der Zeuge.
"Ich habe keine Bedrohung gesehen. Ich habe mit Anis gesprochen, nicht mit Anna-Maria. Deswegen habe ich mich gewundert, dass sie bei der Polizei war."
Zeuge im Bushido-Prozess
Bushido sei sein bester Freund gewesen, der Rapper brach allerdings zu ihm den Kontakt ab. "Ich habe nicht verstanden, warum er keinen Kontakt mehr haben wollte. Für mich war das keine Drohung, er hat eine große Nummer daraus gemacht", so der Zeuge. Bei der Polizei habe er ausgesagt, der Rapper habe nach einem Missverständnis keinen Kontakt mehr zu ihm haben wollen. Zum Schluss bekräftigte er seine Aussage noch einmal: "Ich habe keine Bedrohung gesehen. Ich habe mit Anis gesprochen, nicht mit Anna-Maria. Deswegen habe ich mich gewundert, dass sie bei der Polizei war."
Am Mittwoch wird Anna-Maria wieder vor Gericht erscheinen und wohl auch erneut zu dem Treffen befragt werden, welches der Zeuge anders wiedergab.
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