ARD-Sonntagskrimi: Der Kieler »Tatort« im Schnellcheck - DER SPIEGEL
Leute, passt auf eure Zahnbürsten auf: Lars Eidinger schleicht sich als Serienkiller Kai Korthals wieder in fremde Badezimmer. Das »Tatort«-Sequel ist ein einziges Selbstzitat.
Das Szenario:
Der Mörder-Star und seine Groupies: Kai Korthals (Lars Eidinger) wurde nach einer Reihe von Frauenmorden endlich verhaftet und sitzt nun im Gefängnis, wo er mit seiner Therapeutin in der Theater-AG Schillers »Räuber« probt und sich die einsamen Abendstunden damit vertreibt, Schmachtbriefe und Heiratsanträge von weiblichen Fans zu lesen und zu beantworten. Als Korthals bei einer eskalierenden Theaterprobe die Flucht gelingt, müssen Kommissar Borowkski (Axel Milberg) und seine Kollegin Sahin (Almila Bagriacik) die Liebesbriefschreiberinnen abklappern, die jetzt auf einen Besuch des Serienmörders hoffen dürfen.
Der Clou:
Der Psycho als Popstar. Im dritten und finalen Teil der Korthals-Saga spielen die Filmemacher mehr denn je mit der Ikonografie des Serienmörders. Wie so oft bei Serienkiller-Reihen – siehe Hannibal Lecter – ist das letzte Sequel nicht das beste.
Korthals steckt die Bühne in Brand: der Killer als Theater-Berserker
Foto: Thorsten Jander / NDR
Das Bild:
Jeder Killer-Star braucht seinen Signature-Move, bei Korthals ist es das Lecken an den Zahnbürsten von Frauen, die er danach möglicherweise umbringt. Auch im dritten Teil sieht man ihn wieder, wie er sich in einem fremden Badezimmer an fremden Borsten verlustiert. Fetisch Zahnhygiene – was Trieb und Psyche doch gemeinsam alles so aushecken!
Der Song:
»Du musst alles vergessen (Ay, Ay Amigo)« von Freddy Quinn. Der Shanty-Schlager erklingt, als Kai Korthals einen Nachtwächter tötet, indem er diesem sein Wurstbrötchen in den Mund drückt, bis dieser daran stirbt. Und Freddy schmettert derweil inbrünstig: »Du musst alles vergessen, was du einst besessen, Amiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiigo!«
Der Dialog:
Borowski und Sahin treffen auf dem Schrottplatz, auf dem Korthals den Nachtwächter erstickt hat, auf die Forensikerin Dr. Kroll. Dann folgender Schlagabtausch:
Sahin: »Mir wurde erklärt, ein psychisch gestörter Straftäter wie Patient Korthals braucht Therapie, keine Strafe. Mittlerweile kriegt sexy Kai sogar Heiratsanträge.«
Kroll: »Nicht von mir. Finden Sie ihn sexy?«
Borowski: »Sollten wir nicht einfach unsere Arbeit machen und die Privatmeinungen im Freundeskreis...?«
Sahin: »Sollten wir nicht einfach mal den politisch korrekten Scheiß weglassen? Oder dürfen nur Serienmörder sagen, was sie denken?«
Kroll: »Dient das hier der Sache?«
Sahin: »Auf jeden Fall. Patient Korthals ist in der Forensik vom Spezialisten zum Generalisten ausgebildet worden. Er tötet jetzt Frauen und Männer.«
Die Bewertung:
5 von 10 Punkten. An der fragwürdigen Zahnhygiene sollst du ihn erkennen: Trotz einiger schön schräger Schockmomente – dieser Psychokiller ist inzwischen nur noch Selbstzitat.
0 Response to "ARD-Sonntagskrimi: Der Kieler »Tatort« im Schnellcheck - DER SPIEGEL"
Post a Comment