Früh kann Timo Werner seinen FC Chelsea im Halbfinale der Champions League in Führung schießen. Doch er vergibt gegen Real Madrid aus kürzester Distanz. Der deutsche Nationalspieler wird damit einmal mehr zum Gespött. Und es hagelt noch harschere Kritik.
Timo Werner ist der Spieler des FC Chelsea beim 1:1 im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals bei Real Madrid. Das allerdings nicht im guten Sinne. Der deutsche Nationalspieler ist vielmehr derjenige, über den gewitzelt wird, der mit Häme bedacht wird. Denn schon in der 10. Minute hätte er seinen Klub in Führung bringen können - scheiterte aber kläglich.
Christian Pulisic passte quer vorm Tor zu Werner, der stand frei unmittelbar vor Real-Keeper Thibaut Courtois, zog mit rechts ab - und schoss den Keeper ab, der den Ball abwehren konnte. Natürlich parierte der Belgier diesen Schuss sehenswert, doch ein Stürmer dürfte diese Chance aus nächster Nähe eigentlich nicht vergeben.
Nach etwas mehr als neun gespielten Minuten stand es damit nicht bereits 1:0 für Chelsea. Dieser Zwischenstand war dann aber fünf Minuten später hergestellt - denn diesmal machte es Pulisic allein. Und der frühere BVB-Spieler traf sehenswert. Dass Werner ebenfalls vorm Tor positioniert war, interessierte ihn diesmal nicht.
"Er ist verunsichert"
Und Werner? Der wird unfreiwillig zum Internet-Hit. Sein Fehlschuss macht rasend schnell die Runde bei Twitter und wird mit allerlei lästerlichen Posts kommentiert. Vom Vergleich mit dem FC Schalke ist dort zu lesen. Oder vom Kraftprotz, der er bei RB war und dem schmalen Hansel, der er bei Chelsea zu sein scheint. Wie ein Stürmer spielt, wenn er Selbstvertrauen hat, konnte man beim 1:1-Ausgleich von Karim Benzema sehen. Der Madrilene legte sich den Ball selbst mit dem Kopf vor und hämmerte ihn dann ins Tor. Wille, Selbstbewusstsein, Erfolg.
Ganz anders Werner, für den es nicht der erste Patzer im Chelsea-Trikot war. Im Gegenteil. So richtig warm wurde der 25-Jährige noch nicht mit dem Spiel bei seinem neuen Klub. In wettbewerbsübergreifend 44 Pflichtspielen erzielte er bislang elf Treffer, bereitete zudem zwölf Tore vor. Alle 139 Minuten war er damit an einem Treffer der Blues beteiligt - keine schlechte Quote, aber auch keine bemerkenswert gute. Und die Vorschusslorbeeren, mit denen Werner von RB Leipzig auf die Insel gewechselt war, lasten schwer.
Auch die Kritik von außen wird immer lauter. Lothar Matthäus sagte in der Halbzeit bei Sky: "Man hat gemerkt: Es arbeitet bei ihm. Danach hat er Läufe gemacht, bei denen er entweder zu früh läuft, zu spät oder falsch. Er ist verunsichert. Bei Leipzig hat er die Dinger fast blind reingemacht, jetzt versiebt er solche Chancen." Zu sehen war das bemerkenswert deutlich an Werners Mitspielern Pulisic und Mason Mount, die mehrfach nicht wussten, wohin sie ihre Pässe spielen sollen, weil Werner nicht da war, wo er erwartet wurde. Auch Pässe von N'Golo Kanté passten einfach nicht mit Werners Laufwegen zusammen. Ein internes Chelsea-Dilemma, das den Londonern den möglichen Sieg zunichtemachte.
Drastisch äußerte sich Ex-Stürmer Marco van Basten bei Voetbalzone: "Dieser Werner spielt sehr schlecht." Ex-Liverpool-Star Dirk Kuyt pflichtete seinem Landsmann bei und zeigte sein Unverständnis Tuchel gegenüber: "Werner kann machen, was er will. Er spielt immer."
Tuchel beschwichtigt
Doch auch der Coach war mit seinem Stürmer nicht zufrieden: "Timo Werner hat gegen West Ham eine Großchance vergeben, nun hat er hier ebenfalls eine verpasst", fasste er zusammen. "Das hilft uns nicht weiter, aber es hilft auch nicht, deshalb zu weinen oder sich zu beklagen. Es ist einfach so." Er erklärte weiter, dass auch Werner selbst enttäuscht und traurig darüber sei. Genauso wie das Team: "Wir waren traurig und wütend." Doch Werner sei Profi "und arbeitet hart". Wenn der 25-Jährige in den nächsten Spielen wieder treffe, spräche niemand mehr über die verpassten Chancen, war sich Tuchel sicher.
So eindeutig ist das allerdings nicht, denn die Fans haben Werner längst angezählt. Zwar hatte der Stürmer jüngst gegen West Ham United in der Liga wieder getroffen - zum ersten Mal seit dem 15. Februar. Doch der Spott im Netz zeigt: So schnell sind vergebene Chancen nicht vergessen.
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