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Comeback der Alles-Gewinner - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Vor dem Spiel, das für Lazio Rom ein großes werden sollte, wusste Mateo Musacchio vermutlich, dass Robert Lewandowski in dieser Saison schon 31 Tore geschossen hat. Der Verteidiger aus Rom hat sich in den vergangenen Tagen auf das Duell mit dem Stürmer des FC Bayern vorbereitet. Das macht man im modernen Fußball mit Statistiken und Videos. Und nach dem Spiel, das für Lazio Rom kein großes wurde, wusste Musacchio daher vermutlich auch, dass es Lewandowski bei seinem 32. Tor so leicht wie selten hatte.

Es waren acht Minuten im Olympiastadion in Rom gespielt, da stand Musacchio mit dem Ball am eigenen Strafraum. Joshua Kimmich war hinter ihm her. Schnell, aber auch nicht sehr schnell. Doch der Verteidiger fühlte sich offenbar so unter Druck, dass er den Ball hektisch zum Torhüter Pepe Reina passte. Nur machte er das zu hektisch. Er spielte den Ball nicht fest genug. Lewandowski fing ihn ab, legte ihn an Reina vorbei und schoss ihn ins leere Tor. In der 31. Minute wurde Musacchio dann ausgewechselt. Es deutete nichts darauf hin, dass er verletzt war.

Es lag natürlich nicht nur an Musacchio, dass der FC Bayern das Achtelfinalhinspiel in der Champions League gegen Lazio Rom 4:1 (3:0) gewonnen hat. Der verschuldete das frühe erste Gegentor. Das mag den Matchplan der Römer zerschossen haben, aber auch danach war der Tabellensechste der italienischen Serie A mit dem Titelverteidiger überfordert. Vor der Halbzeitpause legten die Münchner Jamal Musiala (24. Minute) und Leroy Sané (42.) nach. Danach waren zwei Römer dran: Francesco Acerbi traf ins falsche (46.), Joaquin Correa ins richtige Tor (49.).

Am Dienstagabend hat für die Alles-Gewinner aus München die entscheidende Phase der laufenden Saison angefangen, in der sie anders als in der abgelaufenen nicht mehr alles gewinnen können. Im DFB-Pokal scheiterten sie vor ein paar Wochen gegen die Zweitligafußballer aus Kiel. Es könnte damit zu tun haben, dass Hansi Flick, ihr Trainer, am Tag vor dem Spiel in Rom nochmal darauf hingewiesen hat, dass ein K.o.-Runden-Duell in der Champions League eine „besondere Sache“ sei und dass er eine Bayern-Mannschaft erwarte, die „besonders motiviert ist“.

Für den besonderen Anlass hat sich dann auch Flick etwas Besonderes einfallen lassen. Auf der wichtigen Thomas-Müller-Position, die freigeworden ist, weil Thomas Müller sich mit Covid-19 infiziert hat, stellte er Jamal Musiala auf. Der verfügt über eine außergewöhnliche Technik, aber über wenig Erfahrung. Am kommenden Freitag wird er 18 Jahre alt. „Er ist ein Spieler, der den Ball behaupten kann, torgefährlich ist und auch den letzten Pass spielen kann“, sagte Flick vor dem Spiel im „Sky“-Interview. „Ich glaube, dass er heute ein gutes Spiel machen wird.“

Es dauerte nur bis zur 24. Minute, bis sich die Prophezeiung des Trainers bewahrheitete. Auf der linken Seite dribbelte Außenverteidiger Alphonso Davies an einem Römer vorbei. Er passte den Ball auf Leon Goretzka, der ihn zu Musiala weiterleitete. Und weil die Lazio-Verteidiger nicht schnell genug in die Mitte rückten, stand Musiala alleine an der Strafraumkante. Er nahm den Ball an, legte ihn sich geschickt vor und schoss ihn flach ins Toreck. Da merkte man ihm die die außergewöhnliche Technik an, aber nicht die fehlende Erfahrung. In der Champions-League-Geschichte des FC Bayern ist er nun der jüngste Torschütze.

Das 2:0 entsprang einem guten Spielzug der Bayern. Das 3:0 dann wieder einem Fehler der Römer. Auf der rechten Seite verloren sie den Ball. Kingsley Coman schnappte ihn sich, dribbelte in den Strafraum und schoss aufs Tor. Reina wehrte den Ball ab, aber Leroy Sané versenkte ihn mit dem Nachschuss (42.).

Es war auch die Kombination Coman-Sané, die in der 46. Minute den vierten Münchner Treffer einleitete – auch wenn den ein Römer vollendete. Aus der eigenen Spielhälfte passte Coman auf Sané, der ebenfalls in der eigenen Spielhälfte losrannte. Und als er nach einem langen Sprint im Strafraum angekommen war und in die Mitte passte, stolperte Francesco Acerbi den Ball ins eigene Tor.

Vier Hinspiel-Gegentore im eigenen Stadion? Das bedeutet eigentlich das Aus. Immerhin erzielte Lazio auch noch eines: In der 49. Minute rannte Joaquin Correa durch den Strafraum und schoss den Ball an Manuel Neuer vorbei. Das war eine der wenigen Unaufmerksamkeiten in der Bayern-Abwehr, die anders als noch am Samstag in Frankfurt stabil verteidigte. Das lag auch an Niklas Süle, den Flick trotz öffentlicher Kritik von Karl-Heinz Rummenigge wieder als Rechtsverteidiger aufstellte. Süle spielte dieses Mal fast fehlerfrei, traute sich immer wieder sogar Dribblings zu. Das war eine weitere erfreuliche Erkenntnis an einem Abend, über den Leon Goretzka, der erstmals seit seiner Covid-19-Erkrankung wieder von Anfang spielte, sagte: „Wir waren heute wieder im Matchday-Modus.“

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