Ein enges Match, dann Nachspielzeit. Ein Solo in Richtung der Südtribüne, Tor. 2:0, drei Punkte für die Borussia. Das war ein Einstand, wie ihn sich Edin Terzić glorreicher hätte vorstellen können, denn die Südtribüne war leer, genau wie der Rest des Stadions. Trotzdem war Terzić »rundum zufrieden«, wie er später sagte. Denn der Rest passte. Jadon Sancho lief in der Nachspielzeit auf die Südtribüne zu und erzielte mit seinem ersten Saisontreffer das 2:0 gegen den VfL Wolfsburg. Es war ein Sieg gegen eine Mannschaft, die ebenfalls das Ziel und das Zeug hat, sich für die Champions League zu qualifizieren.
Edin Terzić hat seit Mitte Dezember den Auftrag, den BVB als Cheftrainer in diese Eliteliga zu führen. Der Start war so lala, einem 2:1 bei Werder Bremen folgte ein 1:2 bei Union Berlin. Da zuvor drei Heimspiele mit Lucien Favre in der Verantwortung verloren gegangen waren, hing schon einiges von Terzićs Debüt im eigenen Stadion ab.
Mutiger wolle er die Mannschaft sehen als unter seinem ehemaligen Chef, der auch wegen seines Hangs zum Zaudern gehen musste. Mutig war gegen Wolfsburg lange nur der Versuch, eine spielerische Lösung gegen ein aggressives Pressing zu finden. Meistens schlug Torwart Roman Bürki dann doch den Ball weit nach vorne. Das eigene Pressing war auch zögerlich, obwohl mit Erling Haaland wieder der Typ da war, der dem Gegner schon mit seinem Schnaufen und stapfenden Schritten ein bisschen Furcht einflößen kann. Die anderen Spieler hielten sich zurück, selbst wenn Edin Terzić aufmunternd am Rand stand, in die Hände klatschte und »Druck, Druck, Druck« schrie.
Der Willen des Trainers und die Bereitschaft der Mannschaft müssen noch zusammenfinden. Das Spiel des BVB war auch gegen den VfL Wolfsburg in längeren Phasen noch ein bisschen träge.
Bei sämtlichen Trainingseinheiten nach Weihnachten waren die Reporter mit dem Hinweis ausgeschlossen worden, dass nur wenig Zeit bleibe und Terzić taktisch arbeiten wolle. Er wird das sicher auch gemacht haben, aber der BVB im Januar 2021 war immer noch der aus dem Dezember 2020 und vielen Monaten davor.
»Momentan ist das noch sehr viel harte Arbeit. Die Leichtigkeit ist noch nicht so da«, sagte Marco Reus am Sonntagabend und hoffte, »dass wir die nächsten Spiele dann auch besser im Flow sind.«
Sieben Lebensjahre nur trennen Reus, 31, und seinen Trainer, auch darin dürfte die Hoffnung der Verantwortlichen gelegen haben, als sie Terzić zum Chef machten. Der Mann, der mit der Sprache der Jugend, ihrer Musik und ihren Klamotten besser klarkommt als Favre, von dem das Bild existiert, dass er nur über Fußball Bescheid weiß und manchmal einen Rotwein trinkt, wenn er sich fortbildet.
Terzić hat genügend Merkmale, die ihn von seinem Vorgänger unterscheiden, als dass er sie noch betonen wollte oder müsste. Sein Auftreten in den Pressekonferenzen ist zurückhaltend, seine Arbeit am Spielfeldrand reduziert.
Es geht auch um den eigenen Job
Edin Terzić hat drei Punkte gegen Wolfsburg, aber vor allem auch Zeit gewonnen. Der Januar, in dem schon am kommenden Samstag das Spiel bei RB Leipzig und dann auch noch die Beggenungen in Leverkusen und Mönchengladbach auf ihn warten, wird aufregend genug. Gladbach mit Marco Rose, der als Favorit auf die Nachfolge von Terzić gilt. Der war gerade ein paar Stunden Cheftrainer, als entsprechende Berichte online gingen.
Sie sind nach Informationen des SPIEGEL aber alles andere als Spinnereien oder gar Erfindungen; Marco Rose genießt sehr hohes Ansehen bei den Bossen der westfälischen Borussia. Er wäre ein Kandidat, ein sehr heißer sogar, aber nur für den Fall, dass Terzić nur bescheidenen oder noch weniger Erfolg hätte.
Eine souveräne Qualifikation für die Champions League mit deutlicher Attraktivitätssteigerung beim Fußball würde Terzić eine gute Chance geben, auch über den Sommer hinaus Trainer beim BVB zu bleiben. Und irgendwann vor einer vollgepackten Südtribüne einen Sieg zu feiern.
https://ift.tt/38aeiZl
Sport
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Edin Terzićs Heimdebüt beim BVB: Mutiger Anfänger - DER SPIEGEL"
Post a Comment