Michael van Gerwen, seit Jahren Dominator der Darts-Welt, wird im Viertelfinale der WM von Dave Chisnall deklassiert. In einem teils aberwitzig hochklassigen Spiel verliert "MvG" sensationell mit 0:5, ist aber Teil des wohl stärksten Legs aller Zeiten.
So ein Spiel hat selbst die an denkwürdigen Momenten reiche Darts-WM noch nicht erlebt: Der Weltranglisten-Erste und Topfavorit auf den Titel, Michael van Gerwen, wird im Viertelfinale der Weltmeisterschaft 2021 komplett zerstört. "Mighty Mike" verliert am Neujahrsabend gegen Dave Chisnall mit 0:5. Der Engländer macht das Spiel seines Lebens. Und einen besseren Außenseiter, als es "Chizzy" an diesem denkwürdigen Neujahrsabend war, hat der Alexandra Palace in London wohl auch noch nie erlebt.
Chisnall führt bereits mit 3:0 in den Sätzen, als Michael van Gerwen einen letzten Versuch unternimmt, der Partie eine Wendung zu geben. Chisnall startet mit einer 180 ins vierte Leg des vierten Satzes. Van Gerwen lässt nicht nach, wirft ebenfalls die Höchstpunktzahl. Doch das Feuerwerk geht weiter, Chisnall kontert mit einer weiteren 180, van Gerwen bleibt mit einer 140 in Schlagdistanz.
Dann verfehlt "Chizzy" nur hauchdünn den Neun-Darter, das perfekte Spiel, den "Hole-in-one" des Darts. Beim Wurf auf die Doppel 12 landet der Pfeil des Engländers am Draht. Dann packt "MvG" zum letzten Mal an diesem Abend in die Trickkiste. Er trifft die Triple 20, Triple 19 und die Doppel 12, zeigt Chisnall, mit welcher Kombination er den Neun-Darter geworfen hätte.
Doch "Chizzy" beeindruckt das wenig, mit dem dritten Versuch trifft er das entscheidende Doppel zum 4:0 in den Sätzen. Nach 90 Sekunden ist das wohl hochklassigste Leg, das der Dartsport je gesehen hat, Geschichte. Die beeindruckende Bilanz: 17 der 20 von beiden Spielern geworfenen Darts landen in einem der acht Millimeter schmalen Triple- bzw. Doppelfelder. Van Gerwen, nach neun Darts bei 40 Punkten Rest, hat keine Chance, das Leg zu gewinnen, obwohl er ein fast perfektes Leg spielt.
Chisnall darf vom Titel träumen
"Ich kann nur sagen: Gut gemacht, Dave. Das ist das Beste, was er je gespielt hat", sagt van Gerwen nach dem Spiel. Der Niederländer sucht nach der zweiten WM ohne Titel den Fehler nur bei sich. "Er hat gut gespielt, ich nicht."
Nach zuvor 27 Spielen am Stück ohne Niederlage gegen "Chizzy", kassiert van Gerwen die Schlappe zum ungünstigsten Zeitpunkt. Dabei hatte der dreifache Weltmeister im bisherigen Turnierverlauf aufgetrumpft und gegen Joe Cullen das hochklassigste Spiel der WM überstanden. Nach der Viertelfinal-Klatsche will "MvG nun über sein Spiel nachdenken: "Ich muss herausfinden, was falsch gelaufen ist."
Chisnall ist unmittelbar nach Spielende vom eigenen Auftritt überwältigt. "Ich bin unfassbar stolz. Ich habe mich zuletzt extrem angestrengt, jetzt zahlt es sich aus. Ich spiele wirklich gut." Ein Punkteschnitt von 107 pro Aufnahme, 14 180er-Aufnahmen und eine Doppelquote von fast 50 Prozent bringen dem Engländer die Sensation und lassen ihn jetzt vom Titel träumen. "Ich bin in den letzten Jahren unter dem Radar gewesen, aber ich will diesen Weltmeistertitel und ich weiß, dass ich gut genug spiele, um ihn zu gewinnen."
Anderson stark wie lange nicht mehr
Im Halbfinale am heutigen Samstagabend bekommt es der 40-jährige Engländer mit dem letzten im Turnier verbliebenen Weltmeister zu tun: Gary Anderson. Der Schotte setzt sich in der Runde der letzten Acht überraschend deutlich gegen den Niederländer Dirk van Duijvenbode durch. Am Ende steht ein 5:1 für Anderson zu Buche. "Ich denke, das war das Beste, was ich in den letzten Jahren gespielt habe", so der "Flying Scotsman", der ausnahmsweise zu keiner Wutrede ansetzt.
Im anderen Halbfinale treffen Überraschungsmann Stephen Bunting und Gerwyn Price aufeinander. Bunting, Spitzname "The Bullett", bezwingt den Polen Krzysztof Ratajski im Viertelfinale verdient mit 5:3. Ratajski, der die deutsche Hoffnung Gabriel Clemens rausgeworfen hatte, findet zunächst überhaupt nicht ins Match.
Der schnelle 0:3-Satzrückstand ist für Ratajski am Ende zu viel, Bunting bringt die Partie letztlich souverän ins Ziel und spricht anschließend vom "größten Sieg" seiner Karriere. "Ins Halbfinale des größten Turniers der Welt zu kommen, ist das Beste, was ich je geschafft habe. Wenn ich die Nerven behalte, habe ich eine große Chance, das Ding zu gewinnen", sagt der 35-jährige Engländer.
"Iceman" will an die Spitze
Unter normalen Umständen ginge die Nummer 26 der Weltrangliste als klarer Außenseiter in die Partie gegen Gerwyn Price. Weil sich der "Iceman" aber bislang eher durch das Turnier müht und bislang kaum glänzt, könnte es ein offenes Spiel werden.
Price schlägt im Viertelfinale Daryl Gurney knapp mit 5:4, profitiert dabei vom Satz-Modus, der ihn trotz einer ganz schwachen Phase mit sechs verlorenen Legs in Folge im Spiel hält. "Es muss für meine Frau und meine Familie nervenaufreibend gewesen sein, zuzusehen. Vielleicht wollte ich es zu sehr, aber ich bin immer noch im Turnier und ich werde weiter alles geben."
Zumal es für Gerwyn Price nicht nur um seinen ersten Weltmeister-Titel geht. Holt der Waliser am Sonntagabend den Pokal, löst er Michael van Gerwen an der Spitze der Weltrangliste ab. Seit sieben Jahren steht "MvG" ganz oben, die 0:5-Klatsche gegen Chisnall könnte also noch für größere Umwälzungen in der Darts-Welt sorgen.
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