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THW Kiel nach Handball-Drama im Champions-League-Endspiel - NDR.de

Stand: 28.12.2020 22:29 Uhr

Der THW Kiel hat das Endspiel des Final Fours der Champions-League-Saison 2019/2020 erreicht. Der Handball-Rekordmeister schlug am Montagabend in Köln dem KC Veszprem mit 36:35 (29:29, 18:13) nach Verlängerung.

von Hanno Bode

Die "Zebras" treffen nun am Dienstagabend (20.30 Uhr) auf den FC Barcelona, der sich im ersten Vorschlussrunden-Duell gegen Paris Saint-Germain mit 37:32 (18:14) durchgesetzt hatte. "Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Wir haben heute gegen einen starken Gegner auf dem höchsten Niveau gespielt. Die Jungs haben gekämpft wie die Löwen", sagte THW-Trainer Filip Jicha. Und mit Blick auf das Finale gegen "Barca" erklärte der Tscheche: "Wir wollen alles raushauen, was wir haben."

Kiel mit furioser erster Hälfte

Die Schleswig-Holsteiner zeigten bei ihrer ersten Final-Four-Teilnahme seit 2016 im ersten Abschnitt eine herausragende Leistung - vermutlich die mit Abstand beste in dieser Serie. Die Deckung um den etatmäßigen Nationalmannschafts-Mittelblock Hendrik Pekeler/Patrick Wiencek agierte sehr beweglich und konzentriert. Ein ums andere Mal wurden Angriffe der Ungarn unterbunden oder so gestört, dass die Schützlinge von Coach David Davis Camara aus schlechten Wurfpositionen abschließen mussten. Seltsam allerdings auch, dass Veszprem trotz diverser Fehlversuche weiter versuchte, übers Zentrum zum Erfolg zu kommen. Erst ein paar Minuten vor der Halbzeit begannen die Magyaren, auch vermehrt ihre Außen einzusetzen.

THW in Deckung und zweiter Welle überragend

Zu diesem Zeitpunkt hatte Camara bereits zwei Auszeiten genommen. Das war in Anbetracht der uninspirierten Angriffsleistung auch dringend nötig gewesen. Jicha zückte im ersten Abschnitt nur einmal die Grüne Karte. Der Tscheche hatte bis in die Schlussphase wenig bis gar nichts zu bemängeln. Denn die Norddeutschen überzeugten nicht nur in der Abwehr, sondern auch im Angriff. Insbesondere in der zweiten Welle war der Rekordmeister äußerst effizient.

Doch auch im Positionsangriff wusste der Bundesligist zu gefallen, obwohl der nach einer Coronavirus-Infektion noch geschwächte Kapitän Domagoj Duvnjak vor der Halbzeit nur sporadisch auf der Platte stand.

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Der Handball-Champions-League-Pokal © picture-alliance / Sven Simon

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Kiel wirft sich Sieben-Tore-Führung heraus

Von der Bank aus sah der kroatische Ausnahmespieler, wie seine Teamkameraden in der 26. Minute auf 17:10 davonzogen. Erst danach leistete sich der dreimalige Königsklassen-Gewinner eine kleine Schwächephase, sodass der Vorsprung zur Pause "nur" noch fünf Treffer betrug. Bitter für Kiel: Superstar Sander Sagosen erhielt wenige Sekunden vor dem Gang in die Kabinen seine zweite Zweiminuten-Strafe und musste wie Linksaußen Rune Dahmke, der zu diesem Zeitpunkt bereits aus demselben Grund auf der Bank saß, zu Beginn des zweiten Durchgangs zuschauen.

Jicha-Team bricht plötzlich ein

Die Unterzahl-Phase nach dem Seitenwechsel überstanden die Schleswig-Holsteiner gut. Die Deckung stand weiterhin stabil, in Ballbesitz taten sich die Jicha-Schützlinge nun aber viel, viel schwerer. Der Vorsprung schmolz auf 22:20 zusammen, was Kiels Coach dazu veranlasste, eine Auszeit zu nehmen (40.). Aber die Leistung der THW-Profis wurde danach noch schwächer. Zunächst gelang Veszprem durch Vuko Borozan der Ausgleich (46.), kurz darauf lagen die Ungarn sogar mit 28:24 in Front (50.).

Jicha zückte erneut die Grüne Karte. "Sch.... drauf. Wir sind in der Lage, das umzudrehen. Ich brauche jetzt eine Mannschaftsleistung", sagte der frühere Weltklasse-Spieler.

Tore THW Kiel: Pekeler (8), Ekberg (7), Sagosen (5), Duvnjak (4), Dahmke (3), Weinhold (3), Zarabec (3), Wiencek (2), Reinkind (1)
Veszprem: Borozan (7), Marguc (7), Fathy Omar (5), Lekai (4), Mahe (4), Manaskov (2), Nenadic (2), Nilsson (2), Maqueda Peno (1), Moraes Ferreira (1)

Schiedsrichter verweigern THW Siebenmeter

Und Jicha bekam, was er verlangte. In Überzahl - Rogerio Moraes Ferreira brummte eine Zweiminuten-Strafe ab - verkürzte der THW auf 27:28 (53.). Kurz darauf gelang Sagosen der Ausgleich (54.), bevor der Norweger die Norddeutschen sogar wieder mit 29:28 in Front warf (55.). Kiel hatte Ballbesitz, vergab jedoch mit einem Spieler mehr das mögliche 30:28. Auf der Gegenseite war dann Yahia Khaled Omar zum 29:29 erfolgreich (58.).

Bitter für Kiel: Sekunden vor Ultimo warf Veszprems Keeper Rodrigo Corrales Rodal den Ball vor den Augen eines Schiedsrichters weg und nahm dem THW, der Einwurf gehabt hätte, so die Chance zu einem letzten Abschluss. Laut dem Regelwerk hätte es die Rote Karte für den Schlussmann sowie einen Siebenmeter für den THW geben müssen. Aber die Unparteiischen Andreu Marin und Ignacio Garcia Serradilla (Spanien) sanktionierten die Aktion ihres Landsmannes gar nicht. So ging es in die Verlängerung.

Wiencek fliegt vom Platz - Ekberg trifft zur Entscheidung

Und in dieser traten die Spielleiter ein weiteres Mal negativ in Erscheinung. Leidtragender war erneut der THW, ganz besonders Wiencek. Denn der Kreisläufer sah die Rote Karte wegen eines angeblichen Fouls an Gasper Marguc (64.). Eine krasse Fehlentscheidung, zeigten doch die Fernsehbilder, die sich die Referees auch anschauten (!), deutlich, dass Marguc Wiencek auf den Fuß getreten und deshalb aus dem Gleichgewicht gekommen war.

Kiel ließ sich nicht entmutigen - weder von den Schiedsrichtern noch vom Gegner. Niclas Ekberg sorgte mit seinem siebten Treffer für die Entscheidung (70.). Der Rest war kurz darauf grenzenloser THW-Jubel.

Barcelona lässt gegen Paris die Muskeln spielen

Dika Mem (l.) vom FC Barcelona im Duell mit Mikkel Hansen von Paris Saint-Germain © imago images / PanoramiC
Dika Mem (l.) war für Barcelona gegen PSG acht Mal erfolgreich.

Im ersten Halbfinale hatte Barcelona gegen PSG seine Rolle als Turnier-Topfavorit eindrucksvoll untermauert. Beim 22. Champions-League-Sieg der Katalanen in Serie ragte Dika Mem mit acht Toren gegen seine französischen Landsleute heraus. Großen Anteil am Erfolg hatten jedoch auch der frühere Kieler Mittelmann Aron Palmarsson sowie Keeper Kevin Möller. Der Däne, der im kommenden Sommer zur SG Flensburg-Handewitt zurückkehrt, parierte allein im ersten Abschnitt sechs freie Würfe.

Tore FC Barcelona: Mem 8, Pálmarsson 6, Fabregas 5, Janc 5, Cindric 4/1, N´Guessan 4, Gomez Abello 2/2, Arino 1, Möller 1, Sorhaindo 1
Paris Saint-Germain: Nahi 9, M. Hansen 7/5, Remili 5, Kristopans 4, Sole Sala 3, L. Karabatic 2, Prandi 1, Syprzak 1

Nahi bester Schütze für ersatzgeschwächtes PSG

Paris kämpfte bis zum Schluss tapfer, war letztlich wegen einiger Corona-bedingter Ausfälle sowie des Fehlens des dreifachen Welthandballers Nikola Karabatic (Kreuzbandriss) aber chancenlos. Bitter für die Franzosen: Kurzfristig war auch noch der für den früheren Kieler Rückraumspieler nachverpflichtete Luc Steins wegen eines positiven Tests auf SARS-CoV-2 ausgefallen. In Karabatic und dem Niederländer brach Coach Raul Gonzalez Gutierrez so seine Mittelachse weg.

Erfolgreichster Schütze für PSG war Linksaußen Dylan Nahi mit neun Toren. Welt- und Europameister sowie Olympiasieger Mikkel Hansen kam auf sieben Treffer. Der Däne muss weiter auf seinen ersten Königsklassen-Triumph warten - mindestens bis zum kommenden Jahr.

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Malte Voigt (v.) vom THW Kiel im Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen in Aktion © picture alliance/dpa Foto: Frank Molter

Der Handball-Rekordmeister gewinnt das Duell mit den Mannheimern deutlich. Eine "Notlösung" trumpft im Spitzenspiel auf. mehr

Fabian Böhm (2.v.l.) und Johannes Golla im Trikot der deutschen Handball-Nationalmannschaft. © imago images / foto2press

Sieben Spieler, darunter die Kieler Wiencek, Pekeler und Weinhold, hatten zuvor ihre Teilnahme an dem Turnier in Ägypten abgesagt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 28.12.2020 | 23:03 Uhr

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