Trotz des Triple-Gewinns des FC Bayerns wird Jürgen Klopp vor Hansi Flick erneut als Fifa-Welttrainer des Jahres ausgezeichnet. Der Liverpooler ist überwältigt - und überrascht. Im eigentlich unentschiedenen Duell der beiden Coaches greift eine besondere Regel der Fifa.
Überraschung bei der Wahl zum Welttrainer des Jahres 2020 - auch für Jürgen Klopp. Der Teammanager des englischen Fußball-Meisters FC Liverpool war von seiner erfolgreichen Titelverteidigung bei der Fifa-Gala dann auch für einen kurzen Moment peinlich berührt. "Ich denke, dass viele Leute überrascht waren, als ich meinen Namen gehört habe. Ich dachte, dass Hansi Flick das gewinnen würde", sagte Klopp bei der Pressekonferenz.
Flick hatte den FC Bayern mit brutaler Dominanz und herausragendem Fußball zum Triple, dem zweiten der Münchner Klubgeschichte, geführt und deutschen sowie europäischen Supercup gewonnen, während Klopp "nur" die allerdings so ersehnte, erste englische Meisterschaft seit 30 Jahren nach Liverpool holte. "Ich kann es kaum glauben, um ehrlich zu sein. Hansi hätte es verdient gehabt, deshalb war ich ja so überrascht", sagte Klopp. Die abermalige Auszeichnung als bester Coach empfinde er aber als "große Ehre".
Die Gala wurde aufgrund der Pandemie virtuell abgehalten. Kurz nach Bekanntgabe der Wahl war ein augenscheinlich sehr enttäuschter Hansi Flick auf dem zugeschalteten Stream aus München zu sehen. Klopp und Flick lagen bei der Wahl gleichauf - die Stimmen der Nationalcoaches gaben den Ausschlag für den früheren Dortmunder.
"Hansi lässt Fußball zum Verlieben spielen"
Wie es zu diesem Ergebnis kam, erklärt die Fifa in einer Mitteilung, aus der "Sport1" zitiert, so: "Gemäß den Vergabebestimmungen (Art. 12) wurde Klopp nach einem engen Rennen mit Hans-Dieter Flick aufgrund der Stimmen der Nationaltrainer zum Gewinner gekürt. Bei Gleichstand auf dem ersten Platz nach Anwendung des obigen Verfahrens geht die entsprechende Auszeichnung an den Spieler, Trainer oder Torhüter mit den meisten Fünf-Punkte-Wertungen von seiner eigenen Jurygruppe".
Die Bayern reagierten derweil souverän auf die Überraschung, die in den sozialen Medien für reichlich Empörung und einen Shitstorm gegen die Fifa sorgte. "Natürlich gratulieren wir Jürgen Klopp zur Wahl als Welttrainer", erklärte Klubboss Karl-Heinz Rummenigge. "Aber Hansi Flick hat 2020 fünf Titel gewonnen und lässt Fußball zum Verlieben spielen. Wir wissen, dass er ein großartiger Trainer ist. Wie ich gehört habe, war die Entscheidung unfassbar knapp, und ohne Zweifel hätte Hansi den Titel auch verdient gehabt." Das Social-Media-Team des Rekordmeisters twitterte aufmunternde Worte für den Trainer: "Herzlichen Glückwunsch zur Top drei, Triple-Trainer! Du bist unsere Nummer eins!"
"Ein wahres Superhirn"
Auch vor dem ebenfalls "geschlagenen" Marcelo Bielsa verneigte sich Klopp, der als erster Trainer zweimaliger Sieger der Wahl ist. "Marcelo ist einer der einflussreichsten Trainer im Weltfußball, ein wahres Superhirn, ein überragender Trainer", sagte er über den Argentinier, der Leeds United zurück in die Premier League geführt hatte.
Die Fifa kürt seit 2010 den Welttrainer des Jahres. Dabei konnten sich als Deutsche vor Klopp im Vorjahr bereits Jupp Heynckes (2013) und der damalige Weltmeistertrainer Joachim Löw (2014) durchsetzen. Als beste Trainerin wurde die Niederländerin Sarina Wiegman ausgezeichnet, die zuletzt das Nationalteam der Fußballerinnen ihres Landes coachte und inzwischen für England tätig ist.
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