Da waren sie wieder, weil er wieder da war. »Ein Tor in der letzten Sekunde ist immer etwas Schönes«, sagte Robert Lewandowski, der den letzten Schuss abgegeben hatte und zum 2:1 in Leverkusen traf. Der Stürmer ist wieder mal dabei, den Rekord von Gerd Müller mit 40 Toren in einer Saison anzugreifen. Lewandowski steht nach 13 Spielen bei 17, in den vergangenen beiden Partie erzielte er sämtliche vier Treffer der Bayern, die jeweils 2:1-Siege bedeuteten, jeweils nach Rückständen.
»Es war das siebte Mal, dass wir in Rückstand geraten sind. In Folge. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen«, sagte Thomas Müller und hob dabei den Zeigefinger. »Wir müssen uns in einigen Bereichen deutlich verbessern«, forderte er, und da er gerade schon dabei, riet er seinen Kollegen, an Weihnachten, »die Füße vielleicht nicht nur hochzulegen«.
Thomas Müller ist 31 Jahre alt. Er gewann zweimal die Champions League, neunmal die Meisterschaft, sechsmal den DFB-Pokal. Im Kalenderjahr 2020 kam jeweils ein Titel in diesen Wettbewerben hinzu. Es war das Jahr der Bayern, die allerdings auszeichnet, dass auch 2021 ihr Jahr werden soll.
Die Gegner bewundern das. Kürzlich etwa stellte Mats Hummels von Borussia Dortmund fest, dass er diese Mentalität bei seinem neuen Verein vermisse. Der BVB verlor bei Union Berlin, Leipzig kam nur zu einem 0:0 gegen den 1. FC Köln, die Bayern fügten Leverkusen die erste Niederlage in dieser Saison zu und übernahmen die Tabellenspitze. Von ihren 30 Punkten holten sie genau die Hälfte in den Spielen, in denen sie in Rückstand geraten waren.
Rückkehrer Kimmich strukturierte das Bayern-Spiel
»Es war eine Art Finale. Wir wollten zeigen, dass wir die beste Mannschaft in Deutschland sind«, sagte Müller. Zunächst hatte es anders ausgesehen, denn mit einem furiosen Pressing zwang Leverkusen die Bayern zu weiten Pässen, aus denen Fehlpässe wurden. Der Meister sah sehr verwundbar aus, aber je länger die zweite Halbzeit dauerte, desto klarer wurde, dass der Gegner es zu forsch angegangen war.
In der Phase, als es offensichtlich wurde, wechselte Trainer Hansi Flick dann Joshua Kimmich ein. Der Nationalspieler hatte sich beim 3:2-Sieg Anfang November in Dortmund verletzt, es war das erste der sieben Spiele mit einem Rückstand. Kimmich strukturierte in der Schlussphase das Pressing der Bayern. Es führte zu einem haarsträubenden Ballverlust von Jonathan Tah, den Kimmich mit der Vorlage zu Lewandowskis Siegtreffer nutzte.
»Die Mentalität und der Teamgeist der Mannschaft sind einfach herausragend«, lobte Flick. Dabei wurde er gar ein bisschen sentimental: »Ich bin für jede Stunde, die ich mit der Mannschaft zusammen sein darf, dankbar. Das werde ich in meinem Leben nie vergessen, was die Spieler mir und meinen Kollegen geben.«
Coman verletzte sich – Diagnose noch offen
Nur eine gute Woche wird Flick auf die Spieler verzichten müssen. Sechs Bundesligaspiele und die Partie im DFB-Pokal bei Holstein Kiel, dem Tabellenführer der 2. Liga, stehen im Januar an. Im Februar geht es mit der Champions League weiter. Da Bundestrainer Joachim Löw ankündigte, die wenigen Spiele vor der Europameisterschaft zu nutzen, um eine erste Elf einzuspielen, dürften die deutschen Nationalspieler der Münchner noch mehr belastet werden.
Einer von ihnen, Leon Goretzka, fehlte in Leverkusen wegen einer Verletzung, und das machte sich bei den manchmal hilflosen Versuchen, das Pressing zu überspielen, bemerkbar. Niklas Süle half als rechter Verteidiger aus, Leroy Sané machte sich zwischen seiner Ein- und Auswechslung einige gute Aktionen mit schludrigen Pässen oder schlechten Entscheidungen kaputt. Serge Gnabry steigerte sich in der zweiten Halbzeit, aber seine Leistungen in den vergangenen Wochen waren durchschnittlich bis schwach. Deutlich besser in Form war Kingsley Coman, der in Leverkusen noch in der ersten Halbzeit wegen einer Verletzung ausgewechselt werden musste. Eine Diagnose ist offen.
Es bleibt fordernd und schwierig für die Bayern, deren Trost ist, dass die Konkurrenten um den Meistertitel ähnlich stark belastet sind. Außerdem ist Kimmich wieder dabei, über den Flick sagte: »Allein, dass er dabei ist, hilft der Mannschaft schon sehr viel.« Dabei meinte er die bloße Anwesenheit, die in Leverkusen aber vermutlich doch ein bisschen zu wenig gewesen wäre.
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