Die These birgt Sprengkraft: Novak Djokovic hat die westliche Welt mit seinen Erfolgen sportlich ins Mark getroffen.
"Er hat ein Level erreicht, das für jemanden aus dem Westen reserviert war. Und dann kommt da dieser Typ aus einem kleinen Land und dominiert die Tenniswelt." So formulierte es Niki Pilic dieser Tage im Gespräch mit der kroatischen Zeitung "Vecernji list" aus Zagreb.
Das Wort des 82-Jährigen hat Gewicht in der Szene. Pilic führte die deutsche Mannschaft um Boris Becker zu drei Davis-Cup-Erfolgen. Er war es, der das Talent von Djokovic an seiner Tennisakademie im bayrischen Oberschleißheim entscheidend förderte - und seinen einstigen Schützling heutzutage der Diskriminierung ausgesetzt sieht.
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Tatsächlich gilt es als unstrittig, dass Roger Federer und Rafael Nadal bei ähnlich großen Erfolgen weltweit deutlich mehr Popularität genießen, von den Fans mehr Zuneigung bekommen. Über die Gründe dieses Missverhältnisses wird seit Jahren leidenschaftlich debattiert.
Dass der Grund in Djokovics Herkunft vom Balkan zu sehen ist, würden wohl alle - westlichen - Experten dementieren. Stattdessen herrscht die Meinung vor, dass es daran liege, dass der Serbe als letzter der sogenannten Big 3 auf der Bühne erschien und sich das Gros der Tennis-Anhänger bis dato schon auf Federer oder eben Nadal als Lieblingsspieler festgelegt gehabt hätte.
"Rest der Welt kann Djokovic nicht ausstehen"
Kann man so sehen, einerseits. Andererseits musste Djokovic in den vergangenen Jahren regelmäßig erleben, dass er auch gegenüber vielen anderen Profis in der Gunst des Publikums den Kürzeren zieht.
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Die Angelsachsen hätten den Tennissport erfunden und nun ein Problem damit, dass nicht einer der Ihren die Nummer eins ist. Sein Sohn werde zu Unrecht als "Bösewicht" an den Pranger gestellt - und das, obwohl er sich auch in der Niederlage als fairer Sportsmann präsentiere. "Nicht ein einziges Mal wurde er mit dem Fair Play Award ausgezeichnet, immer geht der an Federer", monierte Srdjan Djokovic im Februar gegenüber der serbischen Zeitung "Novosti".
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"Hätte Federer getan, was Djokovic getan hat ..."
"Hätte Federer getan, was Djokovic bei den US Open 2020 getan hat, wäre er nicht disqualifiziert worden", so Pilic. Der Grund: "Der Westen hat Schwierigkeiten damit, dass er der Beste ist."
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"Ich erinnere mich noch, wie die serbischen Journalisten mich 2019 bestürmten und mir entlocken wollten, dass Novak der Beste ist. Ich wollte das nicht sagen, bevor er in diesem Jahr Wimbledon gewann. An dem Tag, als er dort den Titel holte, bin ich alle möglichen Statistiken durchgegangen. Novak hat auch die meisten Masters-Titel abgeräumt und er ist der einzige Spieler, der jedes Grand-Slam-Event mindestens zweimal gewonnen hat. Es gab außerdem einen Zeitpunkt, da stand er in der Weltrangliste bei fast 17.000 Punkten - was mehr war, als Nadal, Federer und Andy Murray in diesem Moment zusammen auf dem Konto hatten."
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Der Premier des Bundesstaates Victoria, Daniel Andrews, hat sich nach Informationen des Journalisten Adam Addicott bereits zu der Causa geäußert. Sein Kommentar: "Auch 20 Grand-Slam-Titel werden dich nicht vor dem Virus schützen."
Es wird äußerst interessant, wie Djokovic sich in der Sache positionieren wird. Die Chance, die Australian Open zum zehnten Mal zu gewinnen und mit der 21. Grand-Slam-Krone an Federer und Nadal vorbeizuziehen, muss er eigentlich wahrnehmen. Ganz unabhängig davon, wie die westliche Sportwelt reagieren würde, wenn er an den beiden Legenden aus der Schweiz und aus Spanien vorbeizieht.
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