Das Abi kann warten: Zwei blutjunge Gründer, einer noch minderjährig, mischten diesmal die "Höhle der Löwen" auf. Sie fanden nicht nur einen Geldgeber, sondern auch einen Mentor von väterlicher Strenge.
05.10.2021, 07:0905.10.2021, 07:32
rupert sommer
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Wieder eine Premiere in der Vox-Gründershow "Die Höhle der Löwen": Davis Zöllner (17) und Berkay Cankiran (18) sind nicht nur zwei extrem coole Socken. Die beiden Software-Cracks aus Hamburg, die sich zufällig auf einer Gründermesse kennengelernt haben, sind das jüngste Unternehmer-Duo, das sich jemals in der Sendung vorstellte.
Mitgebracht hatten sie eine Präsentation ihres jungen Unternehmens MyTaag. Es geht ihnen um eine digitale Lösung für den Austausch von Kontakten. Und die sorgte für Unruhe auf der Löwen-Tribüne. "Wenn ich mit euch in der Klasse gewesen wäre, wärt Ihr meine Vorbilder gewesen", versetzte sich Carsten Maschmeyer in seine Kindheit zurück. Das Selbstbewusstsein und der Wille zum Erfolg der beiden Freunde raubte ihm den Atem.
Der erste minderjährige Gründer in der "Höhle der Löwen"
Davis und Berkay haben jetzt schon etwas geschaffen, von dem man hoffentlich noch viel hören wird – in der Welt der angehenden Mark Zuckerbergs. Und das in einer Lebensphase, in der man – aus der spießigen Erwachsenen-Perspektive betrachtet – eigentlich noch die Schulbank drücken oder brav eine Uni-Laufbahn anfangen sollte.
Tatsächlich hätte Davis in der Woche, in der die Vox-Sendung aufgezeichnet wurde, besser mal noch gebüffelt. Immerhin standen seine Abiturprüfungen an. Doch zum Lernen kam der Jungunternehmer gar nicht. Vor Gericht und vor den Jugendbehörden hatte er gerade darum gekämpft, als noch Minderjähriger seine volle Geschäftsfähigkeit zu erhalten.
"Kämpfen lohnt sich", lobte ihn Ralf Dümmel. Während der Vater mehrerer Söhne also aus Elternsicht auf die Jungspunde blickte, fühlte sich Maschmeyer wie auf einer Zeitreise. Und er erkannte sich selbst wieder – in einer einst noch sehr schüchternen Anfänger-Variante. "Ich hätte euch vermutlich beim Verpacken geholfen", meinte der Groß-Geldgeber, als er sich in die Mitschüler-Welt von Davis und Berkay gedanklich hineinversetzte.
Visitenkarten auf Papier? "Völlig unnötig!"
Was alle Löwen verblüffte, war die sympathische, in freundlichen Worten vorgetragene Unverfrorenheit der Jungs. Was ihre MyTaag-App kann, ist nämlich wie so oft aus Sicht der Youngster ein radikaler Bruch mit den angestaubten Gepflogenheiten der Erwachsenenwelt. In diesen Sphären werden tatsächlich noch "echte" Visitenkarten auf Papier ausgetauscht. Wichtige Daten wie E-Mails oder Telefonnummern müssen dann mühsam abgetippt und in die Smartphones übertragen werden.
"Das ist völlig unnötig. Die Kontaktdaten ändern sich mit der Zeit und es werden Unmengen an Papier verschwendet", weiß der junge IT-Experte Berkay, der angeblich schon programmiert, seit er zwölf Jahre alt ist. "80 Prozent der verteilten Visitenkarten werden nach wenigen Tagen wieder weggeschmissen", mahnte er und appellierte damit auch an das Öko-Gewissen der Löwen. "Warum drucken wir Informationen, die uns wichtig sind, auf Papierschnipsel?"
Die Lösung der jungen Gründer: Sie verkaufen für jeweils rund 13 Euro eine Einmal-Plastikvisitenkarte oder einen Sticker, der direkt auf dem Handy angebracht werden kann. Dort können über einen QR-Code alle relevanten persönlichen Daten, auch die Social-Media-Präsenzen, hinterlegt werden. Wer sich unterwegs kennenlernt und Adressen austauschen möchte, muss dann nur sein Handy in die Nähe der Karte oder des Stickers bringen, schon übertragen sich die Angaben in die persönlichen Kontaktdaten.
Maschmeyers Datenschutz-Bedenken: "Eigentlich ist das eine Kontrolle"
Eine simple Idee, die zunächst recht gut ankam. "Unglaublich beeindruckend, wie ein 17- und ein 18-Jähriger hier pitchen", staunte Ralf Dümmel. Allerdings: Davis und Berkay haben sich auch eine Business-to-Business-Weiterentwicklung ihrer Kontaktdaten-Idee ausgedacht, die vor allem Großunternehmen erreichen soll. "Ich habe Sorge, dass die Mitarbeiter das nicht witzig finden", argwöhnte Carsten Maschmeye über die "Dashboard"-Anwendung von MyTaag, mit der Personalabteilungen von Großbetrieben auf den Datenaustausch der Beschäftigten blicken können. "Eigentlich ist das eine Kontrolle.
"Was allerdings überzeugte, war die Chuzpe, mit der die beiden vorgehen: Der Kontakt mit einer großen Immobilien-Makler-Gruppe kam eher hemdsärmelig zustande. "Ich habe den Vorstand angeschrieben und gleich geduzt", erzählte Davis. "Er fand mich irgendwie sympathisch. "Das galt offensichtlich auch für die Riege der "Höhle der Löwen"-Investoren. Dumm nur: Einsteigen wollten sie nicht. Dabei war das Risiko – vorsichtig gesprochen – überschaubar: Davis Zöllner und Berkay Cankiran wollten 50.000 Euro haben und boten dafür stattliche 30 Prozent ihrer Firmenanteile an.
Einer jedoch blieb im Rennen: Carsten Maschmeyer, selbst einst Jung-Unternehmer und heute ein Fan von allem Digitalen. Er mochte die Jung-Gründer einfach nicht enttäuschen. "Euch wollte ich hier nicht ohne Hilfe rausgehen lassen", sagte er, als er den Deal zu den Konditionen von Berkay und Davis besiegelte. Eine schöne Geste, aber natürlich nicht nur das. Maschmeyer drohte an, nicht nur fördern, sondern auch fordern zu wollen: "Ich bin ein strenger Mentor."
"Ihr habt einen ganz großen Fehler gemacht"
Und dann wurde der Gatte der Filmschauspielerin Veronica Ferres dann doch fast ein wenig pathetisch. Maschmeyer zeigte Gefühle – und was für welche! "Dann kriegt Ihr noch einen Gründervater neben eure leiblichen Väter", versprach er den MyTaag-Erfindern. Bissiger war die Botschaft, die an die Mit-Löwen in der Montagsshow ging: "Ich werdet das in ein paar Jahren bereuen, dass Ihr mir den Deal überlassen habt", schimpfte Carsten Maschmeyer mit seinen aus seiner Sicht zu zurückhaltenden, zu "erwachsenen" Kollegen. "Ich habt einen ganz großen Fehler gemacht."
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