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Repair-Café in Heimsheim: Alte Technik vor dem Wegwerfen retten - Pforzheimer Zeitung

Heimsheim. Mit einem leichten Ruck öffnen sich die Türen zur Stadtbibliothek Heimsheim. In der Zehntscheune herrscht am Samstagvormittag im vorderen, abgetrennten Bereich lebhaftes Treiben. Immer wieder ertönt ein elektrisches Prüfsignal. Menschen schleppen unter einem leisen Stöhnen alte Staubsauger, Kassettenrekorder, Radios oder eine Nähmaschine, die mindestens schon 50 Jahre auf dem Buckel hat, durch die Gegend. Andere haben Textilien, beispielsweise eine Weste unter den Arm geklemmt. Und allen Gegenständen ist etwas gemein: Sie sind defekt und funktionieren nicht mehr.

An den Textilien klemmt es am Reißverschluss und der Kassettenrekorder und das Radio geben nach dem Drücken der Einschalttaste, die sich langsam hebt, keine Töne mehr von sich und bleiben stattdessen mucksmäuschenstill und stumm. Statt Schlager zu trällern oder spannende Detektiv-Geschichten aus der Kindheit von den „Drei Fragezeichen“ wiederzugeben, ertönt kein Laut.

Die zumeist angemeldeten Besucher des ersten Repair-Cafés in Heimsheim haben alle etwas gemein: Sie hoffen auf Reparatur ihrer mitgebrachten Sachen durch sach- und fachkundige Ehrenamtliche. Hinter einer durchsichtigen Corona-Schutzwand haben Tanja Holeczek und Heidrun Kolozick Platz genommen, die sich sorgfältig um die kaputten Textilien kümmern. Hier und da setzen sie sachkundig einen neuen Reißverschluss ein, ersetzen den Zipper. Und wieder haben sie eine Kundin glücklich gemacht, der ein Lächeln über ihr Gesicht huscht, denn ihr Lieblingsstück ist gerettet. Der Reißverschluss funktioniert wieder. Werner Rietz, der für Elektronik und Mechatronik zuständig ist, kümmert sich derweil um einen defekten Locher, dem er eine neue Schneidefläche verpasst. Im Handumdrehen kann wieder mit sanftem Druck eifrig gelocht werden.

Hilfe für ihre Nähmaschine, die noch aus der Zeit ihrer Mutter stammt, erhofft sich Sibylle Heim. Denn der Ein- und Ausschalter der sonst gut in Schuss gehaltenen, rund 50 Jahre alten Maschine, hat den Geist aufgegeben. Roland Martin und Lothar Singer nehmen sich geduldig der Sache an, schrauben, testen, probieren. Immer wieder ertönt ein lautes, elektrisches Signal, ein Piepsgeräusch. Schließlich ist der elektrische Defekt gefunden und prompt von den Ehrenamtlichen behoben, die in Sachen Elektronik und Mechatronik vom Fach sind. „Die Nähmaschine funktioniert wieder“, freut sich Heim. Weniger Glück hat die Heimsheimerin mit einem ausrangierten, kaputten Radio. In diesem Fall müssen die Männer abwinken und können nicht weiterhelfen. So geht es auch Wolfgang Hering, der einen Kassettenrekorder in der Hand hält. „Meine Frau möchte ihn für die Enkelchen repariert haben und ihnen Kassetten vorspielen“, sagt der Kunde des Repair-Cafés. Doch Kurt Bauknecht, der sich ebenso ehrenamtlich engagiert, muss passen. In diesem Fall ist es vermutlich der Tonkopf, der nicht mehr will. Doch alle sind sich einig: „Bevor man etwas wegschmeißt, sollte man es im Zuge der Nachhaltigkeit zuerst versuchen zu reparieren.“ Und auch wenn es nicht klappt, ist es ein Versuch wert. Man trinkt entspannt noch einen Kaffee im Fairtrade-Bereich und lässt sich dazu eine Butterbrezel schmecken – während weitere Kunden warten und vorab bereitwillig ihre Daten zu Papier bringen. Das nächste Repair-Café in der Stadtbibliothek Heimsheim in Kooperation mit der Fairtrade-Gruppe, dem Stadtseniorenrat und der Volkshochschule Pforzheim findet Ende Oktober statt.

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