(Motorsport-Total.com) - Lando Norris hat beim Grand Prix von Russland in Sotschi (Formel-1-Rennen am Sonntag ab 13:45 Uhr im Liveticker!) unter chaotischen Bedingungen die Poleposition erobert. Der McLaren-Fahrer nutzte die abtrocknende Strecke in Q3 am besten und stand am Ende vor Carlos Sainz (Ferrari) und George Russell (Williams).
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Lando Norris jubelt in Sotschi über die erste Poleposition seiner Karriere Zoom
Lewis Hamilton (Mercedes) sah bis kurz vor Schluss wie der mögliche Polesetter aus, brachte aber auf Slicks keine Temperatur in seinen Reifensatz und fiel noch auf den vierten Platz zurück.
Fünfter wurde Daniel Ricciardo (McLaren), gefolgt von Fernando Alonso (Alpine) und Valtteri Bottas (Mercedes). Lance Stroll (Aston Martin), Sergio Perez (Red Bull) und Esteban Ocon (Alpine) rundeten die Top 10 ab.
Sebastian Vettel (Aston Martin) wurde Elfter, Mick Schumacher (Haas) 17.
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Wie kam das ungewöhnliche Ergebnis zustande?
Kurz vor Beginn von Q3 bildete sich erstmals so etwas wie eine trockene Ideallinie. Doch den ersten Run fuhren alle noch auf Intermediates. Hamilton führte planmäßig vor dem da schon starken Norris und Bottas, der das Wochenende bis dahin dominiert hatte.
Russell war dann der Erste, der auf Slicks umstecken ließ, und von da an nahmen für ihren zweiten Run in Q3 alle das Risiko auf sich. Die ersten Zwischenzeiten sahen nicht vielversprechend aus, aber dann ging alles ganz schnell: Als die Fahrer einmal Temperatur in ihren Reifen hatten, purzelten die Zeiten.
Sainz legte 1:42.510 Minuten vor, aber Norris nahm ihm noch eine halbe Sekunde ab und sicherte sich so die erste Poleposition seiner Karriere. Die beiden Mercedes mussten hingegen zur Kenntnis nehmen, wie sie immer weiter nach hinten rutschten.
Hamilton hatte schon am Ende seines ersten Q3-Runs einen Fehler gemacht, als er beim Zurückfahren in die Box die Boxenmauer touchierte. Er konnte die Session aber fortsetzen. Auf der Runde mit den Slicks passierte ihm dann im letzten Sektor wieder ein Fehler. Zu dem Zeitpunkt deuteten seine Zwischenzeiten aber ohnehin nicht mehr auf eine Verbesserung hin.
Wann stand McLaren letztmals auf Pole?
Beim Grand Prix von Brasilien 2012 (Hamilton). Nach dem Doppelsieg in Monza hat Teamchef Andreas Seidl also schon wieder Grund zum Jubeln: "Ich bin super happy für das ganze Team, für Lando und Daniel. Die Schwierigkeit war, zu entscheiden: Gehen wir auf Slicks oder nicht? Ein Reifenpoker. Und dann war es wichtig, dass man die letzte Runde so spät wie möglich setzt, weil die Strecke einfach kontinuierlich schneller geworden ist. Das hat einfach super funktioniert bei uns."
Warum schaffte Sebastian Vettel nicht die Top 10?
Eigentlich lief das Wochenende für den Aston-Martin-Piloten bisher genau nach Wunsch. Er war schneller als sein Teamkollege Lance Stroll, hatte sich Regen gewünscht und bekommen. Aber auf seiner alles entscheidenden Q2-Runde konnte er sich als einer der wenigen Fahrer nicht verbessern. Am Ende fehlten 0,052 Sekunden auf Carlos Sainz (Ferrari), weil sich George Russell (Williams) in letzter Sekunde noch in die Top 10 drängte.
"No Way. No fucking Way! Aahhh!", ärgerte sich Vettel am Boxenfunk, als ihm mitgeteilt wurde, dass er den Cut um fünf Hundertstelsekunden verpasst hat. Offenbar war er fest davon ausgegangen, diesmal um die Spitzenpositionen mitzufahren. Stroll hatte sich ja als Siebter auch sicher für Q3 qualifiziert.
"Wir hätten es locker schaffen können", seufzt Vettel, "aber auf meiner letzten Runde hatte ich Verkehr. Das hat nicht geholfen. Ich bin wütend auf mich selbst, dass ich nicht schon vorher eine bessere Runde hingekriegt habe. Ich hatte definitiv das Gefühl, wir hätten heute ein sehr gutes Ergebnis erzielen können."
Warum flog Max Verstappen schon in Q1 raus?
Der WM-Leader ging mit zwei Strafen vorbelastet ins Qualifying. Plus drei Plätze für die Kollision mit Hamilton in Monza, und dazu kam dann auch noch ein Penalty wegen Motorwechsel, der ihn ohnehin ganz nach hinten beförderte. Bereits vor der Session war klar, dass er im Rennen als Letzter starten würde.
Weil das Wetter am Sonntag besser sein soll und Verstappen viel überholen muss, stellte Red Bull seine Flügel verhältnismäßig flach ein. Das ist für Regen alles andere als ideal. Also ging der Niederländer im Qualifying null Risiko ein. Weil ein besseres Ergebnis für seine Startposition ohnehin keinen Unterschied gemacht hätte.
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Neben Verstappen erwischte es in Q1 übrigens auch die beiden Alfa-Romeo-Fahrer Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi. Räikkönen fehlten letztendlich 0,732 Sekunden auf Platz 15. Immerhin schlug er beim Comeback nach Coronapause aber seinen Teamkollegen um einenhalb Sekunden.
Charles Leclerc, der vor diesem Wochenende seine vierte Powerunit mit neuem Hybridsystem in den Ferrari einbauen hat lassen, fuhr Q1 durch, obwohl er am Sonntag neben Verstappen in der letzten Reihe starten wird. In Q2 stieg er dann aber frühzeitig aus und setzte keine weitere Rundenzeit mehr.
Wie haben sich die Haas-Rookies geschlagen?
Nikita Masepin hatte sich für sein Heimrennen viel vorgenommen. Im Qualifying kassierte er aber eine deutliche Niederlage gegen Mick Schumacher. Letzterer wurde 17., knapp eine Sekunde vom Q2-Cut entfernt. Allerdings war Schumacher auf Intermediates um 3,934 Sekunden schneller als sein Teamkollege (19.) und stellte damit im Qualifyingduell 2021 auf 13:2.
Schumachers letzte Runde stellte nochmal eine deutliche Verbesserung dar. Q2 war aber nicht wirklich in Reichweite. Trotzdem ärgerte er sich: "Beep, beep, beep." Der wohlerzogene 22-Jährige ahnte offenbar, dass das, was er zu sagen hatte, von der Formel-1-Regie ohnehin zensiert werden würde, und sorgte damit für einen Lacher.
"Zwei oder drei Zehntel", glaubt er, "wären noch drin gewesen, weil ich ein paar kleine Fehler auf meiner Runde hatte. Aber für Q2 hätte es so oder so nicht gereicht. Auch wenn ich natürlich insgeheim darauf gehofft habe."
Warum mischte nur ein Williams so weit vorn mit?
Russell hat schon in Spa bewiesen, dass er im Regen über sich hinauswachsen kann. Nicholas Latifi schied aber in Q2 aus. Der Kanadier setzte gar keine Zeit. Über Nacht hatte sein Team ein Problem in der Pneumatik festgestellt. Sicherheitshalber wurde daher die Powerunit gewechselt. Das bedeutet für ihn automatisch einen Start von ganz hinten - ähnlich wie bei Verstappen und Leclerc.
Warum wurde das dritte Freie Training abgesagt?
Schwere Regenfälle brachten das Programm am Samstag ziemlich durcheinander. Kurz vor 15:00 Uhr Ortszeit in Sotschi (14:00 Uhr in Deutschland) wurde das Wetter jedoch etwas besser, sodass das Qualifying pünktlich beginnen konnte. Das dritte Freie Training hatte FIA-Rennleiter Michael Masi zuvor ersatzlos gestrichen.
Ist Lando Norris jetzt der Favorit auf den Sieg?
Nein. Am Sonntag sollte das Wetter besser werden. Außerdem hat die Pole in Sotschi den großen Nachteil, dass sich die Gegner von hinten auf dem langen Weg zur ersten Kurve ansaugen können. "Ich freue mich nicht drauf", antwortet er auf die Frage, wie das wird, zum ersten Mal als Erster zu starten. "Aber ich freue mich natürlich darüber, dass ich meine erste Pole geschafft habe - hoffentlich die erste von vielen."
Mercedes-Teamchef Toto Wolff erklärt im Nachhinein, dass es wohl besser gewesen wäre, in Q3 etwas später auf die Strecke zu gehen, um noch trockenere Bedingungen vorzufinden. Allzu große Sorgen macht er sich aber nicht. Vom vierten Platz aus ist Hamilton immer noch Siegfavorit. "Das muss das Ziel sein", sagt Wolff.
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