Szene des Spiels: Jubel brandete auf, als der Ball nach Olivier Girouds Fallrückzieher in der 68. Spielminute im Tor lag. Aber nur kurz. Der Angreifer des FC Chelsea stand so weit vorn, dass sich kaum einer über die erhobene Fahne des Assistenten wunderte. Und doch zählte der Treffer. Wie kann das sein? Zur Erklärung bedarf es ein paar mehr Zeilen, Sie finden diese im Absatz »Abgehoben«.
Ergebnis des Spiels: Nicht 0:0, wonach es lange Zeit aussah, sondern 1:0 für den FC Chelsea endete das Achtelfinalhinspiel gegen Atlético Madrid dank des fulminanten Treffers von Giroud.
Die erste Halbzeit: Sie zeigte, dass Diego Simeones Gefolgschaft verteidigen kann, wenn es von ihr verlangt wird. Chelsea, mit weitaus mehr Ballbesitz, suchte vergeblich Wege durch die massive Defensivformation. Atlético wirkte reifer, cleverer, ziemlich ausgefeilt. Infolge situativ hohen Pressings initiierte Luis Suárez die zwei besten Gelegenheiten. Einmal grätschte Thomas Lemar eine Hereingabe des Uruguayers am langen Pfosten vorbei, einmal war es Suárez nach Doppelpass selbst, der den Ball nicht richtig traf. Wären Zuschauer zugelassen gewesen, hätten die Atlético-Fans auf dem Weg zur Würstchenbude wohl gesagt: »Da war mehr drin.«
Safety first: Das Hauptproblem der Blues war das fehlende Tempo; Chelsea-Konter waren so rar, als habe Thomas Tuchel eine klare Marschroute vorgegeben: Safety first. Second. And third.
Die zweite Halbzeit: Musste gespielt werden, allein schon deshalb, um zu sehen, ob es neue Vorgaben von Tuchel gab, oder ob der Offensivstreik fortgesetzt würde. Wurde er nicht, lautet die verkürzte Antwort. Chelsea war das aktivere Team, verlagerte ein ums andere Mal die Spielseite, Chancen blieben dennoch aus, Diego Simeones gnadenloses 5-3-2-System wirkte lange. Bis zur 68. Minute.
Abgehoben: Alle 28 Minuten traf Giroud in dieser Champions-League-Saison. Gegen Atlético brauchte der Franzose also mehr als doppelt so lang. Chelsea kam mit Tempo über die linke Seite, der Ball scharf ins Zentrum. Atlético-Verteidiger Mario Hermoso ging dazwischen und lieferte mit einer missglückten Rettungsaktion die Vorlage für Girouds Luftshow. Dann die Fahne, der Pfiff, das lange Warten. Denn Marco Fritz, der Videoschiedsrichter, ließ sich lange Zeit, prüfte die Szene aus mehreren Perspektiven und kam zum Unmut von Simeone und Co. zur harten, aber richtigen Entscheidung: bewusste Abwehraktion von Hermoso, das Tor zähle.
Ort des Spiels: Rumäniens Hauptstadt begrüßte den Tabellenführer aus Spanien (fünf Flugstunden), der Heimrecht hatte, sowie den Fünftplatzierten von der Insel (sechs Flugstunden). Madrid gegen London in Bukarest – so seltsam klingt das dieser Tage im europäischen Profifußball. Simeone hatte mit Atlético in der K.o.-Phase der Köngisklasse noch nie ein (echtes) Heimspiel verloren. Die letzte Mannschaft, die als Gast gegen Atléti gewinnen konnte, war kurioserweise Chelsea. Damals allerdings in der Gruppenphase.
Wochen der Wahrheit: Chelsea bleibt gegen Manchester United und Liverpool im Topspielmodus. Auf Tabellenführer Atlético wartet ein Auftritt beim Sechsten Villarreal und das Derby gegen Real. Beide Teams stehen also vor womöglich entscheidenden Spielen – nicht nur im direkten Duell um den Verbleib in der Champions League. Das Rückspiel findet am 17. März statt. Dann müssen die Madrilenen an ihrer Spielweise tüfteln. Am Dienstag hatten sie keinen einzigen Schuss aufs Tor vorzuweisen.
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